Gewässerperlen in der Schweiz Beverin
STORY | GEWÄSSERPERLEN, KOMMUNIKATION

Besucherlenkung Bever:
Was man schätzt, das schützt man

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Autor: Fadri Guidon, Gemeindepräsident Bever, Vorstandsmitglied Verein Gewässerperlen

Mit grosser Freude durfte die Gemeinde Bever 2021 als erste Trägerschaft überhaupt das Zertifikat »Gewässerperle PLUS« für den Beverin entgegennehmen. Unsere Gemeinde hatte eine Pionierrolle inne – wir waren eng involviert bei der Entstehung des Labels und ich konnte und kann mein Wissen als Gewässerökologe nicht nur am Beverin, sondern als Vorstandsmitglied des Vereins Gewässerperlen auch an anderen Gewässern anwenden.

Den hohen ökologischen Wert eines unberührten Gewässers versteht man erst vollumfänglich, wenn man diese Lebensräume erleben darf.
Der naturnahe Bach Beverin

Das Label als Möglichkeit nutzen, Besucherdruck zu lenken

In den letzten zweieinhalb Jahren seit Gründung des Vereins habe ich mit vielen potenziellen Trägerschaften gesprochen und über das Label informiert. Überall taucht früher oder später dieselbe Frage auf: Bringt das Label nicht mehr Leute an das Gewässer und schädigt es damit?

Unsere Haltung ist klar: Wärmere Sommer sowie die Corona-Pandemie haben den Erholungsdruck auf die Gewässer im ganzen Land massiv erhöht. Die Leute kommen sowieso, mit oder ohne Label.

Mit seinem starken partizipativen Fundament bietet das Label aber eine Möglichkeit, diesem Druck sinnvoll zu begegnen und Strukturen und Prozesse zu erarbeiten, die eine sinnvolle Besucherlenkung erlauben. Wir sind überzeugt davon, dass ein partizipatives Miteinander und Sensibilisierung besser sind als Verbote. Den hohen ökologischen Wert eines unberührten Gewässers versteht man erst vollumfänglich, wenn man diese Lebensräume erleben darf. Was man schätzt, das schützt man.

»In meiner Rolle als Gemeindevertreter war es auch wichtig, zu wissen, dass wir selbst darüber entscheiden können, wie und wo wir über das Label kommunizieren wollen.«
Fadri Guidon
Fadri Guidon Gemeindepräsident Bever

Spannungsfeld zwischen Erhalt und Erlebbarkeit

Auch bei uns in der Region ist das Spannungsfeld zwischen Erhalt und Erlebbarkeit ein grosses Thema. Bever liegt im Oberengadin, in einer touristisch sehr intensiv genutzten Landschaft. Wir nutzen das Label »Gewässerperle PLUS« unter anderem bewusst, um uns im sanften, naturnahen Tourismus zu positionieren und um Einheimischen und Gästen eine Identifikationsgrundlage zu bieten.

 

Eine Schulklasse entdeckt den Beverin und lernt seine Bewohner kennen.

Ein gemeinsames Kommunikationskonzept für Beverin, Chamuera und Inn

Die Erarbeitung eines entsprechenden Kommunikationskonzepts ist demnach eine wichtige Massnahme im Entwicklungsplan des Beverin. Der Beverin ist nicht das einzige bemerkenswerte Gewässer unserer Region. So haben wir das Mündungsgewässer, den Inn, in den letzten Jahren umfassend revitalisiert. Zudem befindet sich eine weitere »Gewässerperle PLUS« Zertifikatsstecke in der Nachbargemeinde La Punt.

Unser Konzept definiert folgende Strategie: Gemeinsam bieten beide Trägerschaften der Öffentlichkeit am revitalisierten, gut zugänglichen Inn eine verkehrs- und informationstechnisch gut erschlossene und erlebbare Gewässerlandschaft. Hier werden mit einer Ausstellung und mobilen Informationstafeln im Gelände der Wert natürlicher Gewässersysteme vermittelt – für Inn, Beverin und Chamuera. Hier werden sich die Besucher:Innen konzentrieren. Die beiden Seitentäler werden nicht zusätzlich erschlossen – Holztore und jeweils eine grosse Informationstafel machen an den jeweiligen Taleingängen darauf aufmerksam, dass man das Reich einer »Gewässerperle PLUS« betritt. In der kurzen Sommersaison werden zudem einige wenige Führungen mit Fachexpert:Innen in beide Täler angeboten.

Exkursion an die Gewässerperle Beverin: Eine Gruppe von Naturliebhabern lässt sich über die Eigenheiten des naturnahen Baches aufklären.
Wenn man den Leuten zeigt, welche Naturschätze der Beverin birgt, wird der Wert naturnaher Gewässer erkannt.

Gewässer verbinden

Noch bleibt Zeit, um das Konzept fertig umzusetzen. Erste Erfahrungen zeigen aber, dass sich die Strategie bewährt: Der gut zugängliche Bereich am Inn erfreut sich bei Besucher:Innen grosser Beliebtheit und hat, dank den vor Ort verfügbaren Informationen keine Schädigung des Gewässers und der benachbarten Lebensräume zur Folge. Die Besucherzahlen am Beverin sind in etwa gleichgeblieben. Eine Umfrage bei der lokalen Bevölkerung hat gezeigt, dass Anwohner:Innen den Beverin schätzen und in seinem guten Zustand erhalten wollen.

Die Umsetzung der Massnahme hat aber auch weitere positive Entwicklungen angestossen: so konnten wir dank ihrer eine gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinden La Punt und Bever aufbauen, die uns über das Label hinaus von Nutzen ist. Denn Gewässer haben tatsächlich eine verbindende Wirkung, welche durch die partizipative Arbeit am Label optimal in Wert gesetzt werden kann.