Fachbeirat an der Wutach
STORY | GEWÄSSERPERLEN

Begehung der Wutach

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Begehung der Wutach

Die Wutach ist ein Gewässerperlen-Kandidat. Das wurde im Hintergrundbericht „Identifikation von Gewässerperlen in Süddeutschland“ festgestellt. Um die Wutach zu erleben und um mehr von dem Gewässer zu erfahren, reisten wir mit unserem Fachbeirat in den Schwarzwald. Wir wollten uns selbst von dem naturnahen Zustand des Gewässers dort überzeugen. Ziel war es außerdem, beeinträchtigte Stellen an der Wutach zu besuchen und über mögliche Verbesserungen zu diskutieren.

Die auf der Karte beschrifteten Stellen an der Wutach wurden begangen. In der Bildergallerie unten sind diese Stellen näher beschrieben.
Die Gauchach fließt beim Kanadiersteg in die Wutach

GAUCHACHMÜNDUNG BEIM KANADIERSTEG

Start unserer Tour ist der Kanadiersteg, wo die Gauchach in die Wutach mündet. Auch die Gauchachschlucht ist wild geblieben und ist geprägt durch steile Böschungen, Felsbänke und Kalksinterstufen, die eindrucksvolle Strukturen bilden. Das Naturfreundehaus an der Burgmühle bietet Wanderern eine Einkehrmöglichkeit mitten in dieser Naturoase.

Wir sehen uns dort die Reste der ehemaligen Mühle und des Pumpwerks zur Wasserversorgung der anliegenden Gemeinde mit intaktem Wehr an.

Amselfelsen, Wutach

AMSELFELSEN

Der Muschelkalkfelsen am Wutachufer wird wegen der dort brütenden Wasseramseln so genannt. Die höher am Felsen gelegenen verwobenen Moos-Blätter-Nester sind gut erkennbar und die putzigen Vögel können mit etwas Glück beim "Wasserlugen" auf der Suche nach Nahrung beobachtet werden.

Versickerungsstelle Wutach

WUTACHVERSICKERUNG

An mehreren Stellen versickert die Wutach in den Muschelkalk und tritt dann erst weiter unten wieder aus. Ein Phänomen, dass manchmal für Verwunderung sorgt, denn plötzlich ist das Wasser weg, taucht aber an anderer Stelle wieder auf.

In den warmen und trockenen Sommermonaten fehlt der Wutach Wasser. Auch die Querbauwerke, wie die Wehre, die an der Wutach Wasser ableiten, können dazu führen, dass die Wutach stellenweise fast trocken fällt und Gewässerlebewesen in Bedrängnis bringt.

Naturnahe Wutach, Rümmelesteg

NATURNÄHE AM RÜMMELESTEG

Das Wildflusstal bietet eine überwältigende Urlandschaft und ursprüngliche Schluchtwälder, so auch hier am Rümmelesteg, benannt nach Bahnbauingenieur Karl Rümmele, der um die Jahrhundertwende einen Fußweg durch das Wutachtal plante.

Aufgrund der mangelnden Zugänglichkeit der Schlucht ist sie von menschlichen Eingriffen weitgehend verschont geblieben.

Absturz an der Dietfurter Brücke

ABSTURZ AN DER DIETFURT

Flussabwärts der Dietfurter Brücke befindet sich ein ca. 1,5 Meter hoher, künstlicher Absturz. In den Niedrigwasserphasen im Herbst, zu Beginn der Laichwanderungen der Forelle, gibt es dort kaum eine Möglichkeit für die Fische, das Querbauwerk zu überwinden. Insbesondere auch für die vorkommenden Kleinfischarten, wie der Mühlkoppe, die sich am Gewässergrund aufhält, stellt der Absturz ein unüberwindbares Hindernis dar.

Kalksinterbildung bei der Dietfurt

KALKSINTER

An mehreren Hängen in der Wutachschlucht bildet sich durch das Zusammenspiel von kalkhaltigem Wasser und Moosen Kalktuff. Durch den Entzug von Kohlenstoffdioxid aus dem Wasser durch die Moose wird das Wasser kalkübersättigt und bildet Kalktuff.

Dieses eindrückliche Beispiel befindet sich an der Dietfurt.

Schattenmühle Wehr Wutach

SCHATTENMÜHLE

Die Schattenmühle ist eine ehemalige Wassermühle zwischen Göschweiler und Bonndorf. Noch heute wird das angehörige Sägewerk mit reiner Wasserkraft betrieben. Über einen Mühlkanal wird der Wutach dafür Wasser abgeleitet und nach der Anlage wieder zugeführt. Das hat negative Auswirkungen auf den Gewässerlebensraum dazwischen. Abhilfe soll unter anderem eine festgelegte Mindestwassermenge schaffen, die allerdings aufgrund schwankender Wasserabflüsse schwer zu kontrollieren ist.

Stauwehr bei Stallegg an der Wutach

WASSERKRAFTWERK STALLEGG

Das Flusskraftwerk Stallegg an der Wutach ist das drittälteste Wasserkraftwerk Deutschlands. Es bringt der Bevölkerung von Donaueschingen 1895 erstmals Strom. Doch nebst diesem historischen Aspekt werden bis heute ökologische Beeinträchtigungen im Naturschutzgebiet Wutachschlucht in Kauf genommen. Die fast 10 Meter hohe Staumauer stellt ein unüberwindbares Hindernis für Gewässerlebewesen dar. Im Staubereich abgelagerte Sedimente werden regelmäßig nach unten gespült und schädigen den Gewässerlebensraum dort massiv.
Heute werden pro Jahr ca. 2,1 Mio. KWh durch die Wasserkraftanlage Stallegg produziert. Zur Einordnung: Eine moderne Windkraftanlage in Bayern produziert rund 10 Mio KWh Strom, also fünfmal so viel.

Gewässerperlen-Kandidat mit Potenzial

Der Fachbeirat würde eine Ausweisung als Gewässerperle stark begrüßen und schlägt folgende Maßnahmen vor um den naturnahen Zustand der Wutach noch weiter zu verbessern. Diese könnten bei einer Gewässerperlen-Zertifizierung im Entwicklungsplan für die Gewässerperle aufgegriffen werden:

  • Der Absturz an der Dietfurt stellt für Gewässerlebewesen zeitweise ein unüberwindbares Hindernis dar. Um die Durchgängigkeit für Fische an dieser Stelle wieder herzustellen sollte der Absturz in eine Raue Rampe umgebaut oder er mitsamt der Brücke rückgebaut werden. Die Herstellung der Durchgängigkeit ist im Managementplan des FFH-Gebiets Wutachschlucht bereits verankert, im Gewässerentwicklungsplan fehlt dieses Handlungsfeld allerdings.
  • An der Schattenmühle wird ein Sägewerk mit Wasserkraft betrieben. Die Mindestwassermenge, die in der Wutach verbleiben muss, wird aktuell neu festgelegt. Das Wehr wird als nicht vollständig durchgängig für Fische bewertet. Hier müssen ökologische Verbesserungen durchgesetzt werden.
  • Die hohe Staumauer an der Wasserkraftanlage Stallegg beeinträchtigt die Flusslebensräume an der Wutach stark – und dies im Naturschutzgebiet. Diese Beeinträchtigungen sollten aufgezeigt und weiter untersucht werden um Lösungen für ökologische Verbesserungen zu finden.